Campen ist kein Hobby, sondern eine Lebenseinstellung

Nach über 1.100 km Dahinschleichens auf deutschen Autobahnen haben wir den hohen Norden erreicht.  Obwohl wir eine Ausnahmegenehmigung haben und 100 Km/h fahren dürften, werden wir oftmals gezwungen in der ersten Spur den langsamen LKW nachzuzuckeln. Das nervt fürchterlich. Aber so wütend ich auch bin, es nützt nix.

Mittlerweile ist die erste Woche auch schon wieder vorbei. Wir waren zunächst am Nordostseekanal und haben tagelang die vorbeiziehenden Schiffe beobachtet. Das ist entspannender als Yoga, Tai-Chi und autogenes Training miteinander. Bei uns wirkt es so gut, dass wir das eine oder andere Schläfchen in unserem Strandkorb genossen haben. Naja, um ehrlich zu sein, schlummerten wir jeden Tag nach dem Mittagessen.

Nun sind wir auf Rügen angekommen, wo der Sommer sich noch etwas ziert. Bei nächtlichen Temperaturen um 12°C und Tageshöchsttemperaturen um maximal 20°C sind wir sehr glücklich im Wohnwagen auch eine Heizung zu haben.
Glücklicherweise sind wir eher Nachtmenschen, denn hier findet gerade ein einwöchiges Bluesfestival statt. Um 20:00 Uhr beginnt die Musik und hört gegen 23:00 Uhr auf. An ein Schlafen davor ist nicht zu denken. Da uns die Musik gefällt, stört es uns nicht, aber ob das alle so sehen?

Für heute haben wir eine Vollmondwanderung geplant. Wenn das Wetter durchhält, sollte es morgen schöne Fotos hier geben.

14.6.2022

Endlich wieder daheim

Obwohl ich sehr gerne Urlaub mache, freue ich mich jedes Mal auch wieder auf daheim. Auch auf den Alltag – auf den ganz normalen Alltag. Also ohne Besonderheiten. Aber wenn es doch etwas Besonderes sein muss, dann nur etwas, das Freude macht. So stelle halt ich mir den Alltag vor. Aber das weiß der Alltag nicht immer. Leider.
Mein Alltag hat mir gleich am ersten Tag einen kaputten Geschirrspüler beschert. Mein Mann – laut Enkelin kann er alles – hat versucht ihn zu reparieren. Normalerweise kann er so etwas auch. Aber der defekte Teil war eingenietet und somit nicht zu reparieren. Also hat der Alltag gleich mit einer ungeplanten Investition begonnen. Aber das alleine war es noch nicht.
Wir haben dann den Pool für die Kinder aufgestellt und Wasser eingelassen. Bei etwa 50 cm Wasserhöhe haben wir gemerkt, dass um den Pool herum größere Lacken entstehen. Dass es ein Loch sein musste, war uns schnell klar. Aber, dass es dann insgesamt drei Löcher waren, hat uns die Laune gründlich verdorben. Da half kein reparieren, da war dann die nächste ungeplante Investition fällig.
Gedanklich habe ich mich dann schon auf den nächsten Urlaub vorbereitet und überlegt, wie eine optimale Bewässerung unserer Beete aussehen könnte. Wir entschieden uns dafür Perlschläuche an unsere Regentonnen anzuschließen und mit einer Zeitschaltuhr zu betreiben. Mein Mann stellte Verbindungen zwischen den Regentonnen her und schloss die Schläuche an. Mit der Zeitschaltuhr sollten die Beete dann täglich 20 Minuten sanft betröpfelt werden. Aber, du ahnst es schon, zwischen
Theorie und Praxis liegen oft Welten. Es kam kein Tropfen Wasser. Also hat mein Mann alle Anschlüsse noch einmal kontrolliert. Die waren jedoch alle in Ordnung. Aber der iftkluge Mann baut ja bekanntlich vor. Und meiner hatte noch ein anderes Bewässerungssystem in petto. Also tauschte er alle Schläuche und Anschlüsse aus und drehte den Wasserhahn wieder auf – und wieder kam kein Tropfen Wasser.
Ich machs kurz, es funktionierte nach vielen Versuchen und Umbauten einfach nicht. Wir kamen dann drauf, dass die Bewässerungscomputer einen Mindestwasserdruck brauchen, sonst lassen sie kein Wasser durch.
Wozu produziert man so etwas, frage ich mich.
Aber egal, wir haben jetzt die Schläuche in den Beeten liegen lassen, hängen morgen Früh unseren Wohnwagen ans Auto und fahren Richtung Norden.
Bis bald!!

 M

Österreichischer Frauenlauf 2022

 

Heute fand der 34. Frauenlauf im Wiener Prater statt.
Mehr als 18.000 Frauen haben mit viel Begeisterung und Elan daran teilgenommen. Die mitreißende Stimmung beim Start ließ einem die Gänsehaut auf- und ablaufen.

Mehr als 10 Jahre bin ich nicht mehr gelaufen und hatte es auch nicht vor. Nachdem sich aber meine jüngere Enkelin im vergangenen Jahr gewünscht hat, dass wir zu dritt mitlaufen, also Oma, Tochter und Enkelin, habe ich mich mit dem Gedanken angefreundet. Und heute war es so weit – und es war herrlich. Die Schnellsten waren wir zwar nicht, aber dabei sein war in unserem Fall wirklich alles. Und im nächsten Jahr wollen wir wieder mitmachen.

Marianne Sägebrecht in Wien

Schon seit Jahren bin ich Fan der wunderbaren Schauspielerin Marianne Sägebrecht. Gestern hatte ich erstmals die Gelegenheit sie im Theater zu sehen. Gemeinsam mit Jakob Eisenwenger begab sie sich auf die Spuren von Harold und Maude. Mit musikalischer Umrahmung von Sona MacDonald und Werner Mai war es ein wunderbarer Abend.

21.5.2022

Von Kiel nach Berlin


Rosa Röhren in Berlin

Ein Kunstprojekt?
Eine provisorische Wasserleitung?

Wozu sind sie da, die rosa Röhren, die einem immer wieder begegnen, wenn man durch die Stadt spaziert?
Die Antwort ist einfach: Berlin steht auf einem riesigen Sumpf und kämpft mit zu viel Grundwasser, das bei Baustellen immer zum Problem wird. Um dennoch problemlos bauen zu können, wird es daher abgepumpt und in die Spree geleitet. Je nach Bauvorhaben treten die Röhren daher auch immer wieder an unterschiedlichen Orten auf – allerdings nur zeitlich begrenzt.

Rosa sind sie deshalb, weil Psycholog/Innen herausgefunden haben, dass die Lieblingsfarbe aller Kinder rosa ist. Auch Erwachsene mögen diese Farbe, weil sie jugendlich und lustig wirkt. Also sind die Röhren rosa. 🙂

Berlin und die Polizei

Wie schon berichtet, waren die ersten beiden Tage durch enorme Polizeipräsenz in der Stadt geprägt. In der Nähe des Tiergartens haben wir uns trotz Navi verlaufen und haben eine Gruppe von fünf Polizisten, die dort ihren Dienst taten, nach dem Weg gefragt. Ihre Antwort in breitestem Sächsisch: Keene Ahnung, wir sind och nicht von hier. 🙂
Aber, wie der Polizist als Freund und Helfer halt so ist, haben die fünf sofort ihre Handys gezückt und mit ihren Navis versucht uns den richtigen Weg zu zeigen. Da sich die Navis aber nicht wirklich einig waren, sind wir dann einfach – so wie früher, in navilosen Zeiten – unserem Gefühl nach gegangen und sind auch tatsächlich richtig angekommen.  

Berlin und die Natur

Wie grün Berlin ist, fällt einer Wienerin, die in einem der grünärmsten Bezirke gelebt hat, sofort auf. Beeindruckend sind natürlich die riesigen Parkanlagen, aber auch die vielen Tiere, die hier trotz Verkehrslärm ihre Lebensräume finden.
Im Park vor dem roten Rathaus gibt es Nistkästen, in denen viele Meisen ihre Jungen füttern. Die Eichhörnchen gehören ebenso zum Stadtbild wie das Blässhuhn, das sein Nest direkt am Schiffsanlegesteg gebaut hat. Alles offenbar im Einklang mit der lauten und sehr lebendigen Stadt

Berlin und seine Geschichte

Was einem vom ersten Moment an in Berlin besonders auffällt, ist die permanente Beschäftigung mit der Geschichte. Auf Schritt und Tritt wird man durch Hinweistafeln und Mahnmale auf die Gräueltaten der Nazis oder die der DDR-Führung aufmerksam gemacht.
Hier wird besonders viel gegen das Vergessen getan. Ob es den Berliner/Innen im Alltag noch besonders auffällt, kann ich nicht sagen. Uns Touristen aber beeindruckt es, wie etwa das aus 2711 Betonsteinen bestehende Holocaust-Mahnmal in der Nähe des Brandenburger Tores, das zu einer der modernen Sehenswürdigkeiten Berlins geworden ist.

Wir sind in Berlin

Nun haben wir die Hauptstadt erreicht und spüren sofort die Lebendigkeit dieser Stadt. An den Ufern der Spree liegen die einen in Liegestühlen in der Sonne während die
anderen in großen Gruppen zu lauter Musik Samba oder Tango tanzen.
Der Rest der Stadt wird allerdings wird von Polizei dominiert, denn hier findet im Moment das Treffen der NATO-Außenminister/Innen statt. Das bedeutet, dass alle paar Meter Polizist/Innen zu sehen sind und leider auch zu hören. Hundertschaften von Polizeikonvois begleiten die Delegationsteilnehmer/Innen. Teile der Stadt sind dafür abgesperrt, andere Bereiche für den Frauenlauf und den 25 km-Lauf.
Wir gehen trotzdem einfach los und werden uns so viel wie möglich ansehen.

Es geht weiter Richtung Berlin

Potsdam

Die Hauptstadt Brandenburgs zählt mit nicht einmal 200.000 Einwohner/Innen zu den Kleinstädten Deutschlands, die aber immer beliebter wird. Ein alter Potsdamer hat mir erzählt, dass immer mehr Menschen aus Berlin nach Potsdam ziehen aber in Berlin weiterhin arbeiten. Die geringe Entfernung macht`s möglich.

Was schon bei den ersten Schritten auffällt ist, dass Potsdam mit viel Engagement die Sanierung und Renovierung der Stadt vorantreibt. So wurde das Stadtschloss, das 1945 ausgebrannt und in der DDR-Ära 1959 abgerissen worden ist, in den Jahren 2010-2012 völlig neu aufgebaut.
Die ehemalige Residenzstadt der Könige von Preußen ist für zahlreiche Park- und Schlossanlagen berühmt und ist damit in die UNO-Welterbeliste aufgenommen worden.

Die letzte Brücke

Es war der letzte Tag unserer Schiffsreise, und wir wollten jede Minute am Sonnendeck nützen.
Weil diese Brücke aber so extrem niedrig ist, hätten wir das Deck kurzzeitig verlassen sollen.
Wie es aber mit unfolgsamen Senior/Innen so ist, haben viele das nicht gemacht. Und so mussten wir kniend, auf allen vieren oder manch einer gar am Boden liegend unter der Brücke durch.
Echt knapp, aber wir haben`s alle ohne Schramme geschafft. 🙂

 

Wasserstraßenkreuz Magdeburg

Beim Wasserstraßenkreuz Magdeburg überquert der Mittellandkanal in einer fast 1000 Meter langen Betonwanne die Elbe, die in diesem Bereich in einer anderen Höhenlage verläuft als der Mittellandkanal. Mit dieser Brücke ersparen sich die Schiffe einen Umweg von 12 km.

Schiffshebewerk Scharnebeck
Insgesamt überwinden wir auf unserer Reise 9 Schleusen und das Schiffshebewerk Scharnebeck, mit dem allein wir einen Höhenunterschied von 38 Metern in 3 Minuten überwinden.
Das Schiff fährt dabei in eine Wanne ein, die von 240 Stahlseilen mit 55 mm Stärke gehoben oder gesenkt wird. Vier riesige Spindeln halten die Wanne an den Ecken im Gleichgewicht.
Eine phantastische technische Meisterleistung.

Hamburg

Nachdem wir Hamburg schon kennen, haben wir auf die organisierte Stadtbesichtigung verzichtet und sind zu Fuss durch den Hafen und den alten Elbtunnel zu den Landungsbrücken gegangen. Der Spaziergang durch die Stadt hat uns viele schöne Eindrücke beschert. Aber nach insgesamt 13 km Stadtwanderung habe ich nicht nur das Mittagessen besonders genossen sondern auch das Mittagsschläfchen danach.

Obwohl das Schiff mitten im lebendigen Hafen angelegt hat, haben wir die Natur hautnah gespürt, denn ein Möwenpärchen hat direkt vor unserem Kabinenfenster ihr Nest gebaut. Abwechselnd haben die beiden die 2 Eier bebrütet. Ab Einbruch der Dunkelheit haben dann beide das Nest beschützt.

 

Knapp nach dem ersten Leuchtturm im Bereich Hamburg wurden wir – als Schiff unter Schweizer Flagge – von der Hafenverwaltung über Lautsprecher mit der Schweizer Hymne begrüßt.
Die Schweizer Passagiere sprangen auf und sangen ergriffen und voller Begeisterung mit.

Vom Nordostseekanal in die Elbe

Nach knapp über 98 Kilometern, vielen schönen Brücken und einigen entspannten Stunden am Sonnendeck verlassen wir den Nordostseekanal bei Brunsbüttel in Richtung Hamburg.
Unser Schiff gleitet nun mit etwa 8 Knoten über die Elbe, vorbei an einigen abgeschalteten Atomkraftwerken.

Hunderte Zelte am Acker ?

Als ich zum ersten Mal an diesen hunderten Zelten, in denen ganz offensichtlich Pflanzen heranwachsen, gesehen habe, habe ich mich darüber gewundert und nach dem Ziel dieser aufwändigen Aktion gefragt.
Am nächsten Tag hantierte ein Mann an den Zelten, den ich natürlich sofort fragte.
Und das erfuhr ich: Hier geht es um Raps von ganz besonderer Qualität. Jedes dieser vielen Zelte enthält etwa einen Quadratmeter der speziellen Rapspflanzen. Sie wurden eigens so besonders entwickelt und sollen keinesfalls ungewollt fremd bestäubt werden. Das könnte durch Insekten aber auch durch Pollenflug anderer, benachbarter Pflanzen geschehen.

Also werden sie unter Zelten gepflanzt, die kein Stäubchen durchlassen.
Damit sie aber dennoch bestäubt werden und richtig heranreifen können, kommen in jedes Zelt noch ganz spezielle Fliegen, die die Bestäubung übernehmen.
Im August, wenn der Raps reif ist, kann man so eine große Menge einwandfreien, unverfälschten und neu entwickelten Samen ernten. Ein großer Aufwand, der aber offenbar die Mühe lohnt.
So interessant das Ganze ist, so witzig sieht es aus, wenn man an einem Feld mit Hunderten Zelten vorbeifhährt.

Entlang des NOK verlaufen Rad- und Wanderwege an beiden Ufern, die voll von Löwenzahnblüten sind. Hier finde ich es wunderschön – daheim im eigenen Garten sehe ich das ganz anders. 😉
Unzählige Vogelarten haben hier ihren Lebensraum gefunden. Besonders Schwäne, die seichte, langsam fließende Gewässer lieben, haben sich hier in großen Kolonien angesiedelt.

Das fängt ja gut an

Der Nordostseekanal hat es uns seit unserem ersten Urlaub im Norden angetan. Also haben wir ein Auto gemietet um an die schönste Aussichtsplattform am Kanal zu kommen. Und da standen wir jetzt also – vor der verschlossenen Tür der Autovermietung. Ein Zettel an der Tür versprach uns, dass alle gemieteten Autos pünktlich übergeben würden. Also warteten wir. Mittlerweile waren wir nicht mehr die einzigen, die warteten. Nach einem Anruf erfuhren wir, dass der Kollege sofort käme. Nach weiteren fünf Minuten wurde ein anderer ungeduldig und rief an – und erhielt die gleiche Antwort. Nach einer Viertelstunde bekamen wir dann doch unser Auto und konnten glücklich starten.

Beim ersten Bremsversuch klebten wir fast an der Windschutzscheibe, denn die Bremse reagierte schon, wenn man nur ans Bremsen dachte. Daran musste ich mich erst gewöhnen. Und da wir daheim seit Jahren mit Automatik fahren, vergaß ich gleich beim ersten Bremsen runter zu schalten. Und so zuckelten wir wie die Fahranfänger zur roten Ampel. Nach kurzer Zeit klappte es dann doch wieder und wir fuhren nach Sehestedt, wo wir viele Stunden nichts anderes taten als in einem
gemütlichen Strandkorb liegend die vorbeiziehenden Schiffe zu beobachten – es war ein Traum.
Wir freuen uns schon auf Freitag, da haben wir genau das gleiche Programm geplant. 🙂

Deutschland, wir kommen

Obwohl wir Pensionist/Innen ja keinen Urlaubsanspruch mehr haben 🙂 , ist er mir schon sehr abgegangen. Daher freue ich mich seit Wochen darauf, dass es losgeht.
Wir haben alles getan um nur ja nicht noch von Omikron erwischt zu werden. Die Entbehrungen haben sich gelohnt. Wir sitzen im Nightjet und in den nächsten Minuten geht es los Richtung Hamburg.

Um 22 Uhr 30 haben wir beschlossen schlafen zu gehen. Zwanzig Minuten später klopfte es an unserer Kabinentür. Es klopfte auch rechts und links.
Wer störte uns da so spät? Vermutlich ein besonders lustiger Fahrgast. Es klopfte wieder und wieder. Wir blieben liegen und dachten nicht im Traum daran zu öffnen. Mittlerweile hörten wir nebenan schon Stimmen, ja sogar Lachen. Es klopfte wieder, also fragte ich laut: “Wer stört?”
“Deutsche Bundespolizei – Grenzkontrolle, weisen Sie sich bitte aus!”.  Naja, dann entschlossen wir uns halt doch zu öffnen. 🙂

Danach wurde es noch eine ruhige Nacht.

Das Frühstück war gut und mehr als ausreichend. Pünktlich kamen wir in  Hamburg an. 

Von dort aus erreichten wir nach einer knapp einstündigen Bahnfahrt  Kiel, das wir sofort zu Fuß erkundeten. Wir brachten es auf ansehnliche 16 Kilometer.
Der erste Eindruck war freundlich, sonnig aber kühler als in Wien. 

Erni Mangold
Eine Geschichte aus Omas Memoiren

Gestern wurde die großartige Schauspielerin Erni Mangold für ihr Lebenswerk mit der Platin – Romy ausgezeichnet. Tobias Moretti hielt eine wunderbare Laudatio. Dabei fiel mir wieder mein Erlebnis mit Erni Mangold ein: Ich war Bezirksbürgermeisterin von Wien-Mariahilf. Und als solche lud ich regelmäßig zu Veranstaltungen ein. Unter anderem anlässlich des Muttertages. In dem Jahr, als Mangolds Memoiren “Lassen Sie mich in Ruhe” erschienen, lud ich zu einem gemütlichen Nachmittag mit einer Lesung aus diesem Buch ein. Ich wusste, dass großes Interesse daran bestand und mietete einen sehr großen Saal. Ich hatte vor diesem Event nur mit der Managerin von Frau Mangold Kontakt, mit der ich die Lesung vorbesprach. Sie selbst sah ich zum ersten Mal, als sie die Bühne betrat, da sie im letzten Moment ankam.
Bei meiner Begrüßungsrede hielt ich das Buch in der Hand um es den Zuschauerinnen zu zeigen. Ich selbst hatte es nicht gelesen, dafür war einfach keine Zeit gewesen. Da auch eine kurze Autogrammstunde geplant war, wollte ich mir auch eines holen und das Buch dann meiner Mutti zum bevorstehenden Muttertag schenken.

Nach meinen Begrüßungsworten holte ich Frau Mangold auf die Bühne, bat sie am vorbereiteten Tisch Platz zu nehmen um mit der Lesung zu beginnen.  Und da lernte ich Ihren ganz speziellen Charme kennen.
“Ich lese doch nicht vor. Lesen können die Leute selber”, mit diesen Worten schob sie den bereitgestellten Sessel wieder unter den Tisch.
“Aber…”, mir fehlten die Worte, “ich habe doch mit Ihrem Management eine Lesung vereinbart.”
“Mit mir haben Sie nichts vereinbart, und ich lese sicher nicht.”
Ich spürte plötzlich wie mir die Knie weich wurden. Da saßen hunderte Frauen im Saal, die ich zu einer Lesung mit Erni Mangold eingeladen hatte – und nun wollte diese partout nicht lesen. Das Publikum begann unruhig zu werden. Also fragte ich direkt: “Und was machen wir nun?”
“Naja,”, antwortete sie schroff, “Sie werden mein Buch ja gelesen haben. Stellen Sie mir halt Fragen daraus, und ich antworte.”
Da zitterten die Knie noch mehr, denn ich hatte keine einzige Zeile gelesen. Ich wusste aber, dass sie mit dem Schauspieler Heinz Reincke verheiratet gewesen war. In der Hoffnung darauf, dass auch er im Buch vorkam, fragte ich sie nach ihm. Und glücklicherweise begann sie sofort zu erzählen. Dies nützte ich, trat zwei Schritte hinter sie, und versuchte mir in der Zwischenzeit im Buch einen kurzen Überblick zu verschaffen um weitere Frage stellen zu können. So hantelte ich mich von einer Frage zur nächsten – immer in der Sorge sie könnte meine Unwissenheit entdecken. Zwischendurch kam es noch zu einem Eklat, als Erni Mangold freimütig erzählte, dass sie mehrere Abtreibungen gehabt hatte. Daraufhin verließen einige Frauen laut schimpfend den Saal. Das hatte eine gewisse Unruhe im Publikum zur Folge.
Aber glücklicherweise ging dann doch alles gut.
Während Frau Mangold dann Bücher signierte, war sie locker und sogar ein wenig freundlich. 
Als alle schließlich den Saal verlassen hatten, war ich echt erschöpft. Eine bleierne Müdigkeit machte sich in mir breit.
Was ich aber für mein weiteres Leben mitnahm war, dass ich vor Veranstaltungen hinkünftig sicherstellte, dass der/die Künstler/in auch genau das tun würde, was vereinbart war.

24.4.2022

Der Winter ist zurück

Das war eine schöne Überraschung heute Morgen.
Bei zwei Minusgraden ist in der Nacht nochmal Schnee gefallen.
Und das, wo ich doch gestern erst ein neues Blumenbeet gestaltet habe.
Jetzt muss sich aber die Sonne beeilen und zeigen, was sie kann, damit mir nichts erfriert.

Ostern 2022

Mittlerweile ist es ruhig geworden im Haus.
Ostern ist vorbei, die Enkelkinder sind nach Hause gefahren und gehen wieder in die Schule. Ein paar harte Eier warten noch im Kühlschrank darauf gegessen zu werden – und fast zwei Kilo mehr sind auf meinen Hüften hängen geblieben.
Das heißt, die Fastenzeit, die ich vor Ostern nicht eingehalten habe, kommt jetzt auf mich zu.
Aber schön waren die Ostern. Im Ennstal werden Traditionen noch gelebt. Dazu gehört auch ein Osterfeuer, das wir aus Sicherheitsgründen in einen Feuerkorb gesperrt haben. Das Stockbrot ist trotzdem sehr gut geworden.

Benzinpreiswahnsinn

Ich weiß, es geht euch allen so. Aber trotzdem war ich heute morgen total schockiert. Ich habe heute nämlich zum ersten Mal in meinem Leben über hundert Euro fürs Tanken bezahlt!!
Ich halte das im Tagebuch deshalb fest, damit ich in einigen Monaten, wenn alles wieder normal läuft, erleichtert zurückblicken und darüber lächeln kann – hoffentlich.

 

 

Die Cabrio-Saison ist eröffnet

Am Sonntag war es so warm, dass wir unser Agrar-Cabrio aus seinem Winterquartier holen konnten.
Obwohl unser “Schnaufi” schon mehr als 60 Jahre knatternd übers Land tuckert, ist er sofort angesprungen – ein toller Kerl :).
Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 15 Kmh haben wir ihn nach Hause gebracht. Und weil wir beide so gerne mit ihm fahren, haben wir uns die 60 kilometerlange Strecke fair aufgeteilt. Es war ein herrliches Erlebnis.

 

27.3.2022

 

Oma und Schi fahren?
Da wir im Moment die traumhafte Winterlandschaft im Ennstal genießen, lockt es meinen Mann natürlich auf die prächtig präparierten Pisten. Immer wieder keimt dann auch in mir der verwegene Gedanke auf, es doch wieder einmal zu versuchen. Aber nach vielen Jahren der schifahrerischen Abstinenz lasse ich es doch lieber. Überhaupt, wenn ich an meine Anfänge auf den Schiern denke.
Den ersten Versuch Schi fahren zu lernen unternahm ich als 17-Jährige während eines Schulschikurses. Die vier anderen Mädels, die mit mir im Anfängerkurs auf zittrigen Beinen, mit viel zu langen Schiern, einem jungen, feschen Schilehrer hinterher, den Berg hinauf stapften, waren genauso unsicher wie ich. Allerdings waren sie nicht so wehleidig wie ich. Und sie himmelten den Schilehrer an – was sich darin äußerte, dass sie sich enorm ins Zeug legten. Sie wollten ihm imponieren und versuchten perfekt den Hügel hinunterzukommen. Fielen sie hin, standen sie lächelnd wieder auf. Fiel ich nieder, jammerte ich und brauchte ewig um wieder in die Höhe zu kommen.
Am Ende des ersten Tages, den wir ohnehin nur am „Idiotenhügel“, sprich Übungshang, verbrachten, war ich total fertig. Die Aussicht auf den nächsten Tag, der ab Mittag mit dem Schlepplift seine Krönung finden sollte, machte mir Angst. Ob ich das mit dem Schlepplift schaffen würde?
Der nächste Vormittag verlief ähnlich trist wie der erste Skikurstag. Aber am Nachmittag begann dann die eigentliche Tragödie für mich. Ich stand ja grundsätzlich schon sehr unsicher und eigentlich auch widerwillig auf den Schiern. Aber dann noch eilig an einen bestimmten Platz stapfen zu müssen, sich dort einen Bügel unters Gesäß drücken und bergauf ziehen zu lassen, rief Panik in mir hervor. Und die ganz großen Fragen, wo und wann und wie ich dann oben am Ziel aussteigen müsse, konnte mir niemand beantworten, denn unser Schilehrer war als erster unserer Gruppe mit dem Lift hinaufgefahren. Also entschloss ich mich doch lieber so lange zu warten, bis die kleine Gruppe wieder zum Lift zurückkam. Nach einer halben Stunde begann ich mir Sorgen zu machen, weil niemand herunterkam. Handys gab es ja noch lange nicht. Also blieb mir nichts anderes übrig als zu warten. Später erfuhr ich dann, dass auch die anderen oben sehr lange auf mein Eintreffen gewartet hatten. Es rechnete doch niemand damit, dass ich so einfach aufgeben würde.
Als wir dann endlich wieder alle vereint waren, musste auch ich zum Schlepplift. Unser Lehrer stellte mich an den richtigen Platz und machte mich auf den Bügel aufmerksam, der mich auch prompt am Kopf streifte. Meine Laune sank in den Keller, und ich spürte Wut in mir aufsteigen. Vor dem nächsten Bügel duckte ich mich rechtzeitig. Nach dem nächsten griff ich, erwischte ihn aber nicht, die beiden darauffolgenden auch nicht. Doch dann war ich erfolgreich, hatte den Bügel fest in der Hand und ließ mich ein paar Meter ziehen. Dass ich das nicht lange durchhalten würde, war mir klar. Also ließ ich los und rutschte wieder vorsichtig ins Starthaus zurück. Da die Warteschlange hinter mir enorm lang war, machte der Lehrer kurzen Prozess, zog den nächsten Bügel herab, drückte ihn mir unter den Popo, schob mich mit festem Druck ein paar Meter weiter und schickte mich los.
Panik stieg in mir hoch und tausend Fragen dazu: Was wird da oben los sein? Wie erkenne ich, ob ich schon aussteigen soll? Mein Herz klopfte vor Angst als würde es zerspringen.
Dabei war die Angst völlig umsonst, denn im ersten Steilhang querten ein paar übermütige Jugendliche den Lift so knapp vor mir, dass ich aus dem Lift fiel. Ich rutschte die Liftspur rücklings den Hang hinunter. Während die ersten hinter mir ja gesehen hatten, was mir passiert war und ausstiegen, fuhren die nächsten nicht schnell genug weg und direkt in mich hinein. Gemeinsam rutschten wir weiter bergab und kollidierten mit den nächsten Schifahrern. Irgendwann wurde dann endlich der Lift abgestellt, und wir versuchten das Knäuel aus Schiern, Stöcken und Menschen zu entwirren. Ich kam nur wieder auf die Beine, indem ich meine Schier abschnallte. Heute weiß ich, das hätte ich nicht tun sollen. Im steilen Gelände machte sich nämlich ein Schi selbstständig und rutschte den Hang hinunter. Immer schneller und schneller bis er in einem Waldstück verschwand, und ich ihn nicht mehr sehen konnte.
Das war eindeutig zu viel für mich. Tränen der Wut liefen über meine Wangen. Ich nahm den verbliebenen Schi, die Stöcke und setzte mich heulend an den Pistenrand. Irgendjemand, so hoffte ich inständig, würde mich doch suchen und retten. Und während ich so wartete, reifte in mir die Erkenntnis, dass das Thema Schifahren für mich nun ein für alle Mal erledigt war.
Um es kurz zu machen: Der Schi war nicht mehr zu finden.
Ich erzählte allen, dass ich mir den Knöchel verstaucht hätte und daher unmöglich weiterfahren könne.
Der Schilehrer war sehr erleichtert über diese Nachricht.
Ich rutschte am Pistenrand auf meinem Gesäß vorsichtig zum Schülerheim und verbrachte dort die restlichen Tage am Balkon in der Frühlingssonne.
Das war aber leider nur der Anfang einer Reihe unzähliger und erfolgloser Bemühungen Schi fahren zu lernen. Aber davon ein anderes Mal.

Kundendienst – es geht noch schlimmer

Wie ich gestern berichtet habe, hat man in manchen Banken den Eindruck als Kunde lästig zu sein.
In vielen Filialen ist die Kasse nur noch am Vormittag geöffnet. Wir standen gestern sogar vor einem lapidaren Schild mit der Aufschrift: “Kassa außer Betrieb”. 
Schlimmer gehts mimmer. 🙁

Kundendienst bei Banken – gibt’s den noch?

Hast du in der letzten Zeit einmal versucht in einer Bank eine Angelegenheit schnell zu erledigen?
Ich bin gleich bei drei unterschiedlichen Banken auf die selben Abwehrmechanismen gestoßen und beinahe gescheitert.

So musste ich beispielsweise erfahren, dass man bei der Bank Austria kein Sparbuch mehr eröffnen kann. Es gibt nur noch Sparkarten, die mit dem eigenen Konto verknüpft sind. Das ist die totale Überwachung aller Geldflüsse. Wobei ich keinerlei Geldwäsche oder Ähnliches vorhabe. Aber ein Sparbuch zu haben, gehört für mich seit meiner Kindheit einfach zum Leben. Aber das ist wohl Geschichte.
Womit ich schon beim nächsten Fall bin. Im Verein meines Mannes gab es leider einen Betrugsfall. Daraufhin wollte er alle Konten sperren. Es gibt in allen Banken aber nur mehr Hotlines, Anrufe zu Sachbearbeiter/Innen werden prinzipiell nicht durchgestellt. Nach stundenlanger Wartezeit in verschiedenen Hotlines – die sind offenbar alle so eingestellt, dass man frühestens nach 45 Minuten drankommt, wodurch wohl viele die Geduld verlieren und wieder auflegen – wurden wir von einem “Experten” zum anderen verwiesen. Das bedeutete jeweils wieder eine 45-minütge Eingangswartezeit. War dann endlich eine menschliche Stimme am anderen Ende der Leitung, mussten wir uns mit merkwürdigen Aussagen herumschlagen. Einer meinte, dass man Konten ja gar nicht sperren lassen könnte. Ein anderer meinte, er hätte ohnehin schon einen 4-stelligen Kundenstock und könne keinem weiteren Kunden auch nur eine Minute widmen – und weg war er. Wir hatten also wieder mehrere Stunden, für nichts und wieder nichts, am Telefon vertan. Nach zwei Versuchen in einer Filiale – auch dort muss man erst zum Infoschalter, was mit einer sehr langen Wartezeit verbunden ist – erhielten wir einen Besprechungstermin. Das Problem mit den Konten ist übrigens noch immer nicht geklärt.

Letzte Woche sah ich im Fernsehen einen Bericht über einen spanischen Pensionisten, der aus Verzweiflung über den nicht mehr vorhandenen Kundendienst der Banken über 600.000 Unterschriften gesammelt und an die Regierung übergeben hat mit der Bitte um verpflichtenden Kundendienst. Ich bewundere den 78-jährigen nicht nur, ich kann seinen Ärger und seine Wut völlig verstehen.
Man kommt heute ohne Bankkonto nicht aus, aber mit Bankkonto wird man wie ein lästiger Bittsteller behandelt.
Es ist eine Schande.

Wer braucht denn heute noch eine Kaffeemühle?  
Eine Geschichte aus Omas Memoiren

Unlängst habe ich einen großen Sack voller besonderer Kaffeebohnen geschenkt bekommen. Nur kann ich sie nicht genießen, weil mir die Kaffeemühle fehlt, die vor Jahren, nach einem Ausflug, nicht mehr nach Hause fand.
Wie das, fragst du wahrscheinlich.
Also, das war so: Es war an einem Samstagabend vor vielen Jahren, ich war damals Kommunalpolitikerin in Wien. Mein Mann, die Kinder und ich verbrachten einen gemütlichen Abend daheim, als es plötzlich an der Sprechanlage läutete. Da wir niemanden erwarteten, stürzten beide Kinder erwartungsvoll zur Türe.
Sandra war die schnellere am Hörer und fragte neugierig: „Ja bitte?“ Nach kurzem Lauschen schüttelte sie verdattert den Kopf und hielt mir den Hörer entgegen: „Mama, da will ein Mann deine Kaffeemühle.“

Wie bitte, dachte ich, was soll denn das?
„Hallo hier Kaufmann, wer spricht denn?“, fragte ich.
„Sie kennen mich nicht“, meldete sich eine mir unbekannte männliche Stimme, „ich wohne erst seit kurzer Zeit hier. Bitte lassen Sie mich herein.“
„Würden Sie mir zuerst sagen, was Sie so spät am Abend wollen, wenn wir uns doch gar nicht kennen?“
„Na, so stimmt das auch wieder nicht. Ich kenne Sie schon, aus den Medien. Nur Sie kennen mich nicht. Ich habe mir heute ein Kilo Kaffee gekauft. Und als ich ihn mir jetzt zubereiten wollte, habe ich erst gesehen, dass es ganze Bohnen sind. Ich habe aber keine Kaffeemühle und möchte mir Ihre ausborgen, geht das?“

Ich hatte schon lange keine Kaffeemühle mehr verwendet und fragte daher meinen Mann, der bei uns fürs Ordnen, Schlichten und Wegräumen zuständig war, ob wir eine haben.
„Ich glaube schon. Der Mann soll einstweilen raufkommen“, antwortete mein Mann, während er schon im obersten Küchenkastl Nachschau hielt.
„Sie können schon kommen, wir haben vermutliche eine“, informierte ich den Fremden durch die Sprechanlage.
„Nein, jetzt warte ich doch lieber unten. Da ist nämlich etwas, das ich reparieren muss“, lautete die kryptische Antwort.
Wir waren alle sehr verwundert.
„Glaubst du, da unten erwartet dich die versteckte Kamera?“, fragte mein Sohn.
„Was will denn der jetzt plötzlich reparieren?“, fragte unsere Tochter.
Mein ordnungsliebender Mann hatte die Kaffeemühle sofort gefunden, und ich ging damit sogleich hinunter zur Eingangstüre.
Der Anblick, der sich mir da bot, rief das blanke Entsetzen in mir hervor. Die Abdeckplatte der Gegensprechanlage war aus der Wand gerissen und baumelte verzweifelt an zwei dünnen Drähten, die aus letzter Kraft versuchten sie am endgültigen Absturz zu hindern. Dutzende weitere Drähte hingen lose heraus oder waren bereits gänzlich aus der Anlage gefallen. Der Großteil der Druckknöpfe und Namensschilder für die 16 Mieter lag verstreut auf dem Boden – es herrschte Chaos pur. Ein ziemlich verzweifelter junger Mann versuchte das heillose Durcheinander zu ordnen.
„Um Gottes Willen, was haben Sie denn da angerichtet?“, entfuhr es mir entsetzt.
„Entschuldigung, das wollte ich nicht. Aber ich repariere es ja eh schon.“
„Was ist denn überhaupt passiert?“, wollte ich wissen.
„Eigentlich habe ich gar nichts gemacht. Der Klingelknopf ist plötzlich hängen geblieben, und als ich ihn wieder in seine richtige Position drücken wollte, ist er versehentlich in die Sprechanlage hineingerutscht. Und da habe ich dann mit meinem Leatherman versucht die Abdeckplatte aufzuschrauben. Mit der letzten Schraube ist dann plötzlich die Platte herausgekippt und die hat gleich alle Drähte herausgerissen. Aber jetzt bleibe ich selbstverständlich und repariere das.“

Dafür fehlte mir allerdings der Glaube.
In der Zwischenzeit war auch schon mein Mann gekommen, der Techniker ist. Er sah dem hilflosen Treiben kopfschüttelnd zu, denn das Chaos wurde immer ärger. Also nahm er mir die Kaffeemühle ab, drückte sie dem jungen Mann in die Hand und schickte ihn damit nach Hause. Dieser nahm es resignierend aber doch auch sichtbar erleichtert hin und versprach die Mühle am nächsten Tag wieder vorbei bringen zu wollen. „Aber dann drücken Sie den Knopf bitte nur sanft“, rief ihm mein Mann noch süffisant nach.
Naja, damit war klar, dass es kein lustiger Spieleabend mehr werden wird. Er begann die Drähte und Knöpfe vorsichtig wieder miteinander zu verbinden, was ohne Schaltplan eine wahre Sisyphusarbeit war. Da Drähte keine Namen haben, musste er jedes Mal einzeln testen, wenn er eine Leitung, einen Taster und ein Namensschild zusammenfügte, ob es beim richtigen Nachbarn läutete. Das heißt, dass nicht nur wir, sondern auch viele unserer Nachbar/Innen an diesem Abend lange munter bleiben mussten.

Die Kaffeemaschine allerdings hat nicht mehr heimgefunden. 🙁

Glück gehabt

Jeden Morgen bringen wir einer gehbehinderten Nachbarin die Zeitung zum Fenster. Ungewöhnlich war, dass sie heute aufs Klopfen überhaupt nicht reagiert hat. Also habe ich versucht am Vorhang vorbei durchs Fenster zu lugen. Und da sah ich sie auch schon am Boden liegen. Da wir zu ihrem Haus keinen Schlüssel haben, mussten wir die Polizei anrufen.
Dabei zeigte sich, wie perfekt diese Stadt funktioniert. Nach nur 6 Minuten war die Rettungskette vor Ort. Die Polizei, die nach dem Rechten sah, die Feuerwehr, die die Haustüre öffnete und die Sanitäter, die sich sofort intensiv um die Frau kümmerten. Zuletzt wurde sogar noch ein neues Schloss eingebaut, damit man das Haus gleich wieder zusperren kann.

Ich bin tief beeindruckt, wie gut bei uns die Notfallsorganisationen funktionieren. Und ich bin wieder einmal sehr glücklich und dankbar, dass wir hier leben dürfen. Man hält sich dieses Glück viel zu selten vor Augen.
Besonders freut es mich aber, dass es unserer Nachbarin wieder besser geht.

Was will die fremde Frau von uns?

Gestern saßen wir gemütlich daheim im Wohnzimmer beim Frühstück – nur mein Mann und ich. Plötzlich hörten wir eine weibliche Stimme, die sich in unser Gespräch einmischte und uns mitteilte, dass Tulpen sich über Tochterzwiebeln vermehren.
Wie bitte? Was soll das?
Uns war zwar schnell klar, dass dies die Stimme der Google-App im Handy ist, aber das Handy war in der Jackentasche meines Mannes und zu diesem Zeitpunkt nicht in Verwendung. Man staunt natürlich über so ein Eigenleben eines Handys, findet aber keine Erklärung. Nach zwei Minuten meldete sich die Dame wieder und erzählte uns, dass “Irgendwas” von Silbermond gesungen wird. Wir kennen zwar Silbermond, wollten aber von Google nichts darüber wissen. Schön langsam wurde uns mulmig zumute.
Wir verzichten ganz bewusst auf Sprachassistenten wie Alexa oder Siri, weil wir mit unseren Daten eher vorsichtig umgehen. Google auf dem Handy nutzten wir aber bisher ohne Bedenken. Bisher, denn die Stimme aus dem Handy meldete sich nochmal mit Informationen und Erklärungen, die auf Wörter und Begriffe aus unserem Gespräch basierten. Ich halte zwar nicht viel von Verschwörungstheorien, aber dass der Aufnahmemodus dieser App öfter aktiv ist als gedacht, gibt zu denken. 
Ich habe mir daraufhin die App-Infos am Handy angesehen und bin dabei aus allen Wolken gefallen. Obwohl ich viele standardmäßige Genehmigungen – wie den Zugriff auf Systemeinstellungen – für die App blockiert hatte, war sie wieder geöffnet. Ich vermute, dass dies bei Updates automatisch und für mich unerkannt geändert wurde. Die Quintessenz: Ich durchforstete alle Apps auf Berechtigungen, die ich nicht geben möchte. Das war viel Arbeit, aber ungemein wichtig für die Sicherheit der eigenen Daten.

Seht her, wir sind wieder da

Wir haben großes Glück mit unseren Nachbar/Innen, denn sie sind wirklich besonders nett. Die rechts und links von uns, die gegenüber, aber auch noch die Nächsten und Übernächsten und Überübernächsten. Sie schauen auf
Haus und Garten, wenn wir weg sind, sie entfernen unnötige Werbung, ja sie gießen sogar unsere Blumen.
Während des ersten Lockdowns, als ich mich noch nicht einkaufen zu gehen traute, da versorgte uns eine junge Nachbarin regelmäßig mit frischen Lebensmitteln.
Bei so viel Entgegenkommen wollen wir natürlich auch besonders hilfsbereit und rücksichtsvoll sein. Ich sagte: Wir wollen oder besser gesagt wir wollten. Denn gleich am ersten Morgen nach unserem Weihnachtsurlaub war es leider ganz anders. Da ich einen sehr frühen Termin bei meiner Physiotherapeutin hatte, musste ich unüblich früh aufstehen. Und so früh am Morgen funktioniere ich noch nicht wirklich gut. Daher tat ich auch nicht alles so automatisch wie sonst üblich, sondern ging zu allererst duschen. Danach gings relativ normal weiter mit Teekochen und Frühstück herrichten. Währenddessen aber stand mein Mann auf und öffnete völlig arglos das Fenster im Bad. Und mit einem Schlag waren dann auch all unsere lieben Nachbar/Innen munter, denn ich hatte vergessen die Alarmanlage auszuschalten. Ich mache das sonst immer als erstes nach dem Aufstehen, ausnahmslos, nur halt heute nicht. 🙁
Da unsere Sirene anders klingt als die üblichen Alarmanlagen, wussten alle mit einem Schlag, dass wir wieder da sind. Ich hoffe auf gnädige Nachsicht und versichere, dass es nicht wieder passieren wird.

Auch Männer brauchen Liebe

Mehr als zwei Wochen sind wir jetzt in der Steiermark. Die Kinder sind schon heimgefahren, und es ist ruhig im Haus geworden. Da wir beide ja noch ein junges Liebespaar sind – was sind schon 47 Ehejahre 🙂 – genießen wir auch die Zweisamkeit.
Heute morgen sind mir dann allerdings doch Zweifel gekommen. Ob ich mir da nicht doch etwas einbilde? Vielleicht bin nur ich glücklich und er nicht? Wahrscheinlich wende ich zu viel Zeit für meinen Blog auf und überlasse ihm zu viel Hausarbeit. Viele Fragen schossen mir durch den Kopf, als ich im Bad das Handtuch mit dem Aufdruck “Auch Männer brauchen Liebe” sah. Es war so prominent am Handtuchhalter angebracht, dass ich es auf den ersten Blick sehen musste. Da mein Mann die Handtücher aus dem Bad gewaschen und neue herausgelegt hatte, wollte er mir offenbar damit etwas sagen, sonst hätte er es ja nicht so auffällig hingehängt. Von da an arbeitete mein Hirn auf Hochtouren. Ich habe meinen Mann auch sehr genau beobachtet und alles, was er gesagt hat, in Gedanken analysiert. Aber es war nichts anders als sonst, er war so wie immer.
Da mir dieser stumme aber doch offensichtliche  Hinweis keine Ruhe ließ, begann ich zu fragen, ob ich ihn in letzter Zeit vielleicht vernachlässigt habe. Oder ob ich etwa zu viel Zeit für meinen Blog verwende. Dass meinem Mann vor Staunen der Mund offen blieb, irritierte mich sehr. Seine Antwort auf meine Fragen aber noch viel mehr. Wie ich auf einen solchen Unsinn käme, ob ich irgendwelche Sorgen hätte oder gar eine depressive Phase, weil die Kinder wieder weg sind. Als ich dann den offensichtlichen Wink mit dem Zaunpfahl ansprach, blieb ihm die Luft völlig weg. “Was? Was soll ich gemacht haben?” 

Um es kurz zu machen, er hat das Handtuch einfach aus dem Regal genommen und auf den Handtuchhalter gelegt ohne es anzusehen. Dass es ein Handtuch mit Aufschrift war, war ihm gar nicht aufgefallen, geschweige denn, dass er damit etwas ausdrücken wollte.
Was lernen wir Frauen daraus? Männer sind viel einfacher gestrickt als wir denken. Zarte Andeutungen sind nicht unbedingt ihre Sache. Und wenn wir Frauen so etwas bei einem Mann vermuten, sollten wir keinesfalls vorschnelle Schlüsse daraus ziehen. 🙂

9.1.2022

Die erste Gans – Teil 2

Stefanitag 2021  –  7 Uhr 19

So laut und lustig es den ganzen Tag über mit den Kindern im Haus ist, so ruhig ist es um diese Zeit. Mich treibt wahrscheinlich schon die “senile Bettflucht” auf. Aber ich genieße diese frühe Stunde auch. Bei einem Riesenhäferl Englischen Tee mit Milch und meinem PC fühlt sich der neue Tag so richtig gut an.

Der herrliche Sonnenaufgang in den Ennstaler Bergen, und die für wenige Minuten rot glühenden Bergspitzen erzeugen ein wärmendes, wohliges Gefühl, das mir immer ein glückliches Lächeln auf die Lippen zaubert. Obwohl ich diesen Anblick schon so gut kenne, freue ich mich immer wieder darüber.

Aber jetzt zur Gans. Nachdem ich trotz meines nicht mehr ganz so jugendlichen Alters noch nie eine Gans gebraten habe, war ich gestern doch ein bisschen aufgeregt, ob sie gelingen würde. Im Vorfeld habe ich mich bei zwei erfahrenen Köchinnen erkundigt und siehe da, es hat auch bei mir geklappt. Nach sechs Stunden – bei niedriger Temperatur im Backofen – war sie zartweich. Etwas mehr Salz hätte ihr nicht geschadet, das muss ich zugeben, aber das kann man ja auch noch am Teller korrigieren. Es steht jedenfalls fest, dass es nicht die letzte Gans gewesen ist, die in unserem Backofen gebruzzelt hat.
Das allerschönste aber kommt noch: Das Gänseschmalzbrot 🙂 . Daran habe ich herrliche Kindheitserinnerungen. Obwohl es bei uns daheim nie eine Gans gegeben hat (in Arbeiterfamilien mit mehreren Kindern gab es andere Leckerbissen auf dem Speiseplan), hat es doch zu besonderen Anlässen das “Ganslfett” gegeben. Egal ob pur, oder mit einem Hauch Knoblauch oder ein wenig hauchdünn geschnittener milder Zwiebel, so ein Ganslfettbrot war immer ein besonderes Erlebnis. Und – Cholesterin hin oder her – auf dieses kulinarische Highlight freue ich mich auch heute noch ganz besonders.

Die erste Gans

So, jetzt ist es also vorbei, das von allen so hochgejubelte Fest, denke ich beim Aufwachen. Es waren ein paar besinnliche Momente, eine große Aufregung bei den Enkelkindern und ein gemütlicher Abend – nach dem Stress mit dem 5-Gang-Menü. Ja, du liest richtig. Fünf Gänge sollten es beim Festmahl sein. Ich habe nämlich den Fehler begangen meine jüngste Enkelin zu fragen, was sie sich zu Weihnachten wünscht.
Mit einem unschuldigen Lächeln kam die kurze Antwort: Ein 5-Gang-Menü. 🙂
Naja, selber schuld, was frage ich auch. Es war aber nicht ganz so schlimm, wie es sich anhört, weil ich einiges vorbereiten konnte und der letzte Gang – Käse – war ja gar nicht aufwändig. Geschmeckt hats und es war ein schöner Abend. 
Nachdem die Gans schon in der Küche auf mich wartet, stehe ich gleich auf. Im ganzen Haus herrscht Stille. Von der Straßenlaterne gegenüber (die übrigens eine jämmerliche Funzel ist) kommt ein schwacher Lichtschein herein, wodurch der Christbaum im Wohnzimmer wie ein gefährliches Monster aussieht. Da drücke ich doch sicherheitshalber auf den Lichtschalter –  und weg ist das Monster. Bevor ich zu meiner morgendlichen Lieblingsbeschäftigung – dem Einheizen des Kachelofens – schreiten kann, widme ich mich der Gans. Es ist die erste Gans meines Lebens, und ich zweifle, ob sie wirklich gelingt. So, jetzt muss ich aber, denn ich will die Gans mehrere Stunden mit der Niedriggarmethode braten. 
Ich berichte dann am Abend, ob`s was geworden ist oder doch nicht.

25. Dezember 2021, 6 Uhr 45 –

Einmal noch schlafen

Wer Kinder hat, kennt diesen Satz sicher auch. Schon viele Tage vor dem Heiligen Abend fragen die Kinder, wie oft sie noch schlafen müssen, bis das Christkind endlich kommt. Die Ungeduld der Kleinen ist oft für Eltern schwer zu ertragen.
Ist man dann erwachsen und spürt den stärker werdenden Stress, der alle vor Weihnachten befällt, fragt man sich: Was nur noch eine Woche bis Weihnachten? 
Ist man dann in Pension und schon etwas länger auf dieser schönen Welt, fragt man sich: Was, schon wieder ein Jahr vergangen?
Wie auch immer, morgen ist Weihnachten. Wir haben soeben den Baum aufgestellt, den die Enkelkinder selbst gestalten möchten. Wir haben das große Glück mit Kindern feiern zu dürfen.
Leid tun mir immer die Menschen, die ganz alleine feiern werden. Denn seit Wochen reden uns die Medien ein, dass es ach so wunderschön sein wird, das Weihnachtsfest – und dass es natürlich im Kreise der Familie gefeiert werden muss. Und dass es das schönste und harmonischste Fest überhaupt wäre.
Als ehemalige Kommunalpolitikerin habe ich am Heiligen Abend immer zu einer Feier für Einsame eingeladen. Es kamen ganz schön viele. Während ich danach zu meiner Familie nach Hause gehen konnte, gingen diese Menschen dann alleine in ihr Zuhause und waren einsam. Seit damals schon wünsche ich mir, man würde dieses Fest nicht ganz so stark zum familiären Highlight hochstilisieren. Es ist gut, dass die Kinder aufgeregt sind und sich freuen. Aber sonst wäre weniger wohl mehr – weniger Stress, weniger Erwartungshaltung, weniger Enttäuschung und weniger Schmerz wegen der Einsamkeit.

Ich wünsche all meinen treuen Leser/Innen einen schönen Heiligen Abend – ob alleine oder in größerer Runde – es möge ein entspannter Abend werden.

Ich bin nicht faul, ich bin im Enrgiesparmodus

Seit dieser abscheulichen, niederträchtigen und vor allem entbehrlichen Rheumaattacke im Frühjahr bin ich ein bisschen aus der Spur. Bis dahin dachte ich ja, dass mich nichts umwerfen könnte, dass ich vor Gesundheit strotzend noch die nächsten dreißig Jahre meinen Blog schreiben würde. Ideen hätte ich ja genug. Und dann kam völlig unerwartet dieses Rheuma.
Ich spüre zwar mittlerweile, wie meine Kräfte wieder stärker werden und dass die Lust zu arbeiten langsam wächst, aber irgendwie bin ich aus dem Energiesparmodus noch nicht heraußen. 
Habt also noch ein bisschen Geduld mit mir, wenn es wenig neue Tagebucheinträge gibt. Aber ein ganz besonders herzliches Dankeschön allen, die mir schreiben, dass sie sie vermissen. ♥♥♥

10.12.2021

Anti-Wurm-Mittel in Oberösterreich ausverkauft

Würde ich diese Geschichte im Fasching oder in einem Kabarettprogramm hören, würde ich darüber herzlich lachen. Aber nein, es ist kein Scherz, es ist traurige Wahrheit. Seit der Chef der rechtsgerichteten FPÖ ein rezeptpflichtiges Entwurmungsmittel für Pferde als Lösung in Bezug auf die Corona-Pandemie ins Spiel brachte, ist dieses in vielen Apotheken ausverkauft. Das schockt viele. Der Chef der Oberösterreichischen Apothekerkammer warnt eindringlich vor der Einnahme und deren Folgen. Weil viele die Dosierung, die ja für Pferde gedacht ist, direkt anwendeten, gab es leider auch schon Vergiftungen.
Soweit die Fakten. Aber mir stellt sich vor allem die Frage, wieso es Menschen gibt, die so etwas glauben und tun. Wieso glauben sie einem Politiker, der keinerlei medizinische Ausbildung hat, mehr als den Experten, die zur Impfung raten. Die Betroffenen schaden ja nicht nur sich selbst sondern uns allen. Die 4. Welle mit vielen Toten trifft uns alle.
Ich frage mich immer wieder, wie wir aus diesem Dilemma kommen, und ich fühle mich sehr ohnmächtig und hilflos. Ich kenne einige Impfgegner persönlich und versuchte sie von der Wichtigkeit der Impfung zu überzeugen. Einmal ist es mir gelungen, mit den anderen lebe ich seither leider auf Distanz. 
Soeben ist die Zahl der Neuinfizierten der letzten 24 Stunden veröffentlicht worden: 14.416. Das ist der höchste jemals gemessene Wert. Vielleicht bin ich ja heute besonders sensibel oder gar depressiv, aber diese Entwicklung macht mir Angst, sehr viel Angst.

Geht doch bitte impfen

Irgendwie habe ich wohl schon geahnt, dass es im Herbst wieder zu Einschränkungen im Alltag durch die Corona-Pandemie kommen wird. Schon vor längerer Zeit habe ich nämlich gleich für die Zeit nach den Herbstferien einige Kurzurlaube gebucht. Nach ein paar Urlaubstagen im Weinviertel und ein paar Tagen im Ennstal fahren wir nun eine Woche in eine Kuranstalt. Danach haben wir noch ein paar Tage am Wolfgangsee geplant.
Genauso habe ich mir immer unsere Pensionszeit erträumt, als ich noch berufstätig war. Aber seit März letzten Jahres haben wir leider mehr Reisen, besonders ins Ausland, stornieren müssen als wir durchführen konnten. Aber so wie es derzeit aussieht, darf man sich auch weiterhin keine großen Hoffnungen machen, dass die Pandemie bald bezwungen sein wird.
Ich habe mir heute meinen “3. Stich” geholt, obwohl meine zweite Impfung erst Ende Juni war. Ich habe meine Corona-Antikörper testen lassen und erkannt, dass sie rasant weniger wurden. Um nicht zu einem vielzitierten “Impfdurchbruch” zu werden, habe ich mir daher vorzeitig die dritte Impfung geholt. Das bin ich meiner Gesundheit aber auch der Gesellschaft insgesamt schuldig.
Ich bitte jene, die schon zweimal geimpft sind, sich schnell die dritte Impfung zu holen um voll immunisiert zu bleiben.
Jene aber, die noch immer nicht geimpft sind, bitte ich, sich die Situation in den Spitälern vor Augen zu halten. Ich bitte sie an die täglich steigende Zahl der Corona-Toten und deren Angehörigen zu denken. Und ich bitte sie an die – mittlerweile schon recht vielen – erkrankten Kinder zu denken, die noch nicht geimpft werden können, obwohl sie es wollten.
Geht doch bitte impfen!

Das sind nicht meine Gene

Bei meiner jüngsten Enkelin Lena entdecke ich immer wieder viele Ähnlichkeiten mit mir. Aber gestern dachte ich erstmals: Das kann nicht meine Enkelin sein.
Gestern wurde sie nämlich gegen Influenza geimpft. Impfungen waren für mich als Kind immer eine Qual. Schon Tage davor hatte ich riesige Angst. Wir wurden ja üblicherweise in der Schule geimpft. Damals musste die ganze Klasse beim Schularzt aufmarschieren und dann wurde ein Kind nach dem anderen geimpft. In meiner Erinnerung waren es große Metallkolben mit dicken Nadeln, die man uns in den Oberarm gejagt hat. Die Nadeln waren riesig und taten sehr weh. Ich glaube sogar, dass mehrere Kinder mit ein und derselben Nadel geimpft wurden. Alles in allem war es jedesmal ein schlimmes Erlebnis. Also tat mir meine Enkelin schon im Vorfeld der Impfung leid. Aber als ich dann erfuhr, dass es die Influenza-Impfung auch in Form eines Nasensprays gibt, war ich schon sehr erleichtert.
Nach der Impfung erzählte sie mir, wie es ihr ergangen war. Sie wurde von einer sehr einfühlsamen Ärztin empfangen, die ihr erklärte, dass sie nicht gestochen werden müsste, denn es gäbe ja den neuen, schmerzfreien Impfstoff in Form eines Nasensprays. Lena ließ sich alles erklären und meinte dann: “Danke, aber das brauche ich nicht. Ich habe die Impfung im letzten Jahr ohne Nebenwirkungen vertragen, also will ich auch heuer wieder die Spritze.”
So tapfer, so klug, nein, das sind nicht meine Gene. 

Alles fürs Haus aus dem Lagerhaus

So lautete ein Werbespruch der Lagerhäuser – und er scheint zu stimmen.
Vor einigen Tagen habe ich zufällig gehört, dass Ammoniak-Hersteller wegen zu hoher Gaspreise die Produktion von AdBlue (Harnstoff) gedrosselt haben. Ein Engpass könnte die Folge sein. Einen Moment lang dachte ich daran, schnell welches zu kaufen, aber kurz danach hatte ich es auch schon wieder vergessen.
Anfang dieser Woche meldete unser Auto dann, dass es Zeit wäre AdBlue nachzufüllen. Ich wollte das nun gleich erledigen und fuhr zur nächsten Tankstelle. Dort gab es alles,  was das Autofahrerherz erfreut – nur kein AdBlue. Also fuhr ich zur nächsten – um auch diese wieder ohne die begehrte Flüssigkeit zu verlassen. Ich änderte nun meine Taktik und versuchte es beim nächsten Baumarkt. Und dort gab es – du kannst es dir denken – auch kein AdBlue. Schön langsam stieg ein mulmiges Gefühl in mir hoch. Ich hätte ja mittlerweile jeden Preis für ein paar Liter gezahlt, aber es sah echt aussichtslos aus.
Am nächsten Tag mussten wir ins Weinviertel und versuchten es im dortigen Lagerhaus. Da auch viele landwirtschaftliche Maschinen AdBlue brauchen, gab es dort sogar eine eigene Tankstelle, und die hatte noch genug AdBlue für uns. Für die nächsten 8.000 Kilometer sind wir gerettet.

Während mein Mann tankte, habe ich mir das Geschäft ein wenig angesehen. Es gibt dort – kurz zusammengefasst – fast alles. Werkzeug, Küchengeräte, Bastelmaterial und auch Bekleidung. Dort sah ich einen Ständer voll mit Kleiderschürzen, wie sie meine Mama getragen hat. Seit Jahrzehnten habe ich keine Kleiderschürzen mehr gesehen. Ich hatte keine Ahnung, dass es noch welche zu kaufen gibt. Ich war begeistert. Für alle, die sich daran nicht erinnern können, habe ich ein Bild gemacht.

Eines aber weiß ich: Egal, was ich hinkünftig vergeblich suche, bevor ich aufgebe, werde ich es auf alle Fälle noch im Lagerhaus suchen.

Fortsetzung folgt – nicht  🙁

Wenn man in einem Problem drinnen steckt, kennt man alle Entwicklungen und Änderungen. Beobachtet man das Thema von außen, dann wartet man auf die versprochenen Informationen. Weil ich ja miterlebt habe, wie der Kampf um den 3. Stich meines Mannes verlaufen ist, habe ich total vergessen dies den Tagebuchleser/Innen zu erzählen. Freundlicherweise gibt es Leser/Innen, die nachfragen und mich so auf meine Nachlässigkeit aufmerksam machen.
Also meine letzte Info war, dass mein Mann zwar einen Impftermin hatte, aber trotzdem nicht geimpft wurde.
Ein neuerlicher Anlauf, so sagte man mir beim Gesundheitstelefon, wäre nur möglich mit einer schriftlichen Empfehlung des praktischen Arztes, mit einem schriftlichen Ansuchen und einem negativen Antikörpertest. Auf meine – zugegeben nicht sehr sachliche – Frage: „Na muss er sich etwa erst infizieren um zu beweisen, dass er keine Antikörper mehr hat?“, meinte der junge Mann am Telefon, ich solle halt noch einmal versuchen online einen Termin zu bekommen. Selbst auf die Gefahr hin wieder weggeschickt zu werden, willigte mein Mann ein. Diesmal beantragte ich einen Termin in einem großen Impfzentrum in der Hoffnung, dass da nicht nur ein Mensch alleine zu entscheiden hat, wer geimpft wird und wer nicht.
Wir kamen an, zeigten das ausgedruckte Impfticket, bekamen am Schalter einen Uhrzeitstempel und warteten fünf Minuten. Mein Mann wurde aufgerufen und verschwand im nächsten Warteraum. Nach vier Minuten schon kam er wieder heraus. Er blickte so mürrisch drein, dass mir sofort klar war, dass er wieder nicht geimpft worden war.

„Das muss mir mal einer erklären“, begann er. „Die Ärztin meinte, dass es wichtig sei rechtzeitig zur Auffrischungsimpfung zu kommen, hat mich geimpft, und das wars.“
Naja, ich verstehe es auch nicht, warum das eine Impfzentrum prinzipiell erst sechs Monate nach dem 2. Stich impft und das andere bei Bedarf auch früher. Aber jetzt sind wir glücklich und brauchen keine Angst mehr zu haben, dass mein Mann Corona bekommt.

Das ultimative Über-Drüber-Super-Sonderangebot

Da das Telefon meines Mannes läutete, während er im Garten war, hob ich ab. Es meldete sich ein Vertreter des Handynetzanbieters (im folgenden Dialog kurz H. genannt), der ein ganz besonderes Angebot zu machen hatte. Es ergab sich daraus ein einzigartiger Dialog, den ich wiedergeben muss:

H: Ich habe gesehen, dass Sie noch einen uralten Vertrag für ihr Handy haben. Wir hätten jetzt ein ganz tolles Angebot für Sie. (Pause)
Ich: Aha, na da bin ich neugierig.
H: Das ist der modernste Vertrag, den Sie bekommen können. Es gibt ihn erst seit wenigen Tagen, und Sie sind eine der Ersten, denen ich dieses phantastische Angebot machen kann. (Pause)
Ich: Na gut, dann legen Sie mal los.
H: Also, der Vertrag beinhaltet 25 GB Datennutzung, unbegrenzte Telefonminuten und unbegrenzte SMS und noch dazu eine höhere Downloadrate. (Wieder eine Pause, in der ich wohl voller Entzücken und Begeisterung jauchzen hätte sollen. Aber da mein Mann keine SMS versendet, ungern – und daher ganz wenig – telefoniert, und bei den Daten kommt er nicht einmal auf 1 GB/Monat, kam keine rechte Begeisterung auf. Kein Bedarf also.)
H: Haben Sie mich verstanden?
Ich: Ja, ich habe Sie verstanden.
H: Ja, dann würde ich sagen, dass wir Ihren Vertrag an die heutige Zeit anpassen.
Ich: Natürlich nur bei gleichbleibenden Kosten.
H: Natürlich kosten diese vielen Vorteile ein kleines bisschen mehr, aber das lohnt sich in jedem Fall.
Ich: Auch in meinem Fall? Sie werden sich ja meinen Verbrauch angesehen haben?
H: Natürlich, ich bin völlig im Bilde. Aber es geht schließlich nur um fünf Euro pro Monat. Dafür haben Sie dann den modernsten Vertrag und das beste Angebot, das es zurzeit auf dem Markt gibt.
Ich: Sie haben doch auf den Rechnungen gesehen haben, dass ich keine SMS sende, dass ich nur wenige Minuten telefoniere, und dass ich nicht einmal 1 GB pro Monat verbrauche. Ich brauche einfach nicht mehr und will keinesfalls mehr zahlen.
H: Ja, aber Ihr Vertrag ist total veraltet.
Ich: ich habe kein Problem damit.
H: Ja haben Sie denn nicht verstanden, worum es bei dem Angebot geht? (Jetzt wurde er untergriffig, denn er unterstellte mir, dass ich dumm wäre. Hat wohl zu wenige Schulungen gemacht, dachte ich, blieb aber trotzdem freundlich, während er schon hörbar lauter und auch grantig wurde.)
Ich: Ich habe Sie sehr gut verstanden. Sie wollen mir einen neuen, teureren Vertrag verkaufen – obwohl ich schon den alten nicht zur Gänze ausnütze.
H: Nein, es geht mir nicht darum, man muss einfach mit der Zeit gehen und für die Zukunft vorsorgen. Das Internet ist unsere Zukunft, und da sollte jeder dabei sein.
Ich (Meine Geduld schrumpfte, aber ich wollte dennoch freundlich zu einem Ende kommen.): Ganz ehrlich, würden Sie als Privatperson irgendeinen neuen, teureren Vertrag abschließen, obwohl Sie ihn gar nicht brauchen?
H (laut und hörbar beleidigt): Ich glaube, das hat keinen Sinn mehr mit Ihnen. (Er legte – ohne sich zu verabschieden – auf.)

Ich habs unter “hält der seine Kunden echt für so dumm?” abgehakt.
Allerdings beschäftigt mich eine Frage bis heute: Zu Beginn des Gesprächs wurde ich gefragt, ob das Gespräch zu Schulungszwecken aufgezeichnet werden dürfe. Ich hatte nichts dagegen.
Ich frage mich nur, ob sie daraus wirklich was lernen, oder ob das einfach in die Kategorie “verständnislose, nicht mehr zeitgemäße Alte” fällt?

 

Ärgern hilft auch nicht wirklich

Es gibt Tage, da läuft es nicht so richtig. Oft sind es eh nur Kleinigkeiten, die nicht passen, aber wenn sich die Kleinigkeiten häufen, dann mischt sich meist auch noch Ärger und schlechte Laune dazu.
Ich ärgere mich im Moment darüber, dass in allen Medien, von allen Expert/Innen und Politiker/Innen darauf hingewiesen wird, dass eine Corona-Auffrischungsimpfung wichtig ist, weil die Abwehrreaktion bei manchen Menschen – besonders bei Ü60 (klingt doch viel besser als wenn man alte Menschen sagt 🙂 ) – bereits nachlässt. Also haben wir uns testen lassen. Und tatsächlich, mein Mann hat nur mehr sehr wenige COVID-Antikörper. Und weil ich nach 47 Ehejahren weiß, dass er solche Aufgaben gar nicht mag, wollte ich ihn sofort zum viel zitierten 3. Stich anmelden.  Ja, das wäre gut, hörte ich am Telefon, aber weil seit dem 2. Stich noch keine vollen sechs Monate vergangen wären, bräuchte er zusätzlich noch eine Bestätigung vom Hausarzt. Also habe ich beim Hausarzt nachgefragt, ob er die vorgezogene Impfung befürworten würde. Ja unbedingt, war die Antwort. Und wir bekamen auch gleich die schriftliche Bestätigung. Damit konnte ich meinen Mann nun anmelden. Der Termin war bereits am nächsten Tag. Ich war begeistert. Naja, bei uns in Wien funktioniert halt alles wirklich gut – dachte ich. Denn am nächsten Tag sah ich das schon nicht mehr so. Mein Mann wurde nämlich am Gesundheitsamt – trotz Anmeldung, trotz Bluttest und trotz hausärztlicher Empfehlung ohne Impfung wieder weggeschickt, weil das österreichische nationale Impfgremium eine dritte Impfung erst nach vollendeten sechs Monaten empfiehlt. Das hätte man mir aber wirklich gleich am Telefon sagen können, dann hätten sich der Arzt, mein Mann und ich viel Zeit erspart.  Dass da Ärger aufkommt verstehst du sicher.

Mittlerweile sind die Antikörper nachweislich noch weiter gesunken. Also habe ich einen neuen Anlauf genommen. Angemeldet ist er wieder, Montag um 10 Uhr sollte er geimpft werden. Mal schauen, ob es diesmal klappt. 

Die Drohne in der Küche

Mit einem Auto, angefüllt mit Quitten, die übrigens einen herrlich, betörenden Duft verströmen, sind wir ins Ennstal gefahren um sie dort einzumaischen – auf dass aus ihnen ein blumiger, fruchtiger und süffiger Schnaps werde.  Es war finster und regnete, als wir ankamen. Nachdem wir endlich alles aus- und dann weggeräumt hatten (wer so wie wir zwischen zwei Wohnsitzen pendelt, wird gut nachvollziehen können, was man da alles mitschleppt 🙁 ), war es auch schon Zeit zum Schlafengehen. Als ich das Licht in der Küche abschaltete, hörte ich plötzlich ein lautes Summen über mir. Ich drückte auf den Lichtschalter – das Licht war an und das Summen war wieder aus. Ich machte das Licht aus und zwei Schritte Richtung Stiegenaufgang, da brummte es wieder, als würde eine Drohne durch die Küche fliegen. Jetzt wollte ich aber wissen, was da los war. Nach genauem Beobachten entdeckte ich den Übeltäter: Eine riesige Hornisse, die immer wieder um und unter die Deckenleuchte flog. Na, mit solch einer stechwütigen Kampfwespe wollte ich keinesfalls die Nacht unter einem Dach verbringen. Also versuchte ich sie mit einem großen Becher und einem Deckel zu fangen. Das dumme Ding flog aber immer wieder die Lampe an, verbrannte sich daran offenbar die langen Beine, denn sie zuckte immer wieder zurück um dann doch wieder auf dem Lampenschirm aufzusetzen. Das Spiel dauerte mir zu lange, also stieg ich, bewaffnet mit dem Fliegenpracker und dem Becher, auf einen Hocker und wollte die Hornisse sanft in den Becher leiten. Das Biest reagierte auch sofort und flog mich frontal an. Durch einen gewagten Sprung vom Hocker rettete ich mich und flüchtete aus der Küche. Als das aggressive Brummen in der Küche endlich wieder verstummt war, versuchte ich es neuerlich – aber diesmal mit Hilfe meines Mannes. Gemeinsam gelang es uns das Tier zu fangen und vor die Türe zu setzen.

Groß war mein Erstaunen allerdings, als ich am Morgen die Terrassentüre öffnen wollte. Da saß doch glatt die Hornisse außen am Glas. Dort, wo wir sie am Vorabend hinausgeworfen hatten, hat sie offenbar bis zum Morgen auf uns gewartet. Damit dieses kleine Biest aber nicht glaubt, dass sie bei uns überwintern kann, habe ich sie gefangen und zum Wald hinaufgetragen. Ich hoffe nur, dass sie den Weg zurück nicht findet.

Gut gelandet – herzlich begrüßt

Herzlichen Dank alle jenen, die so mitfühlend und tröstend unsere verpatzte Schiffsreise begleitet haben. Mittlerweile sind wir wieder gut daheim im Alltag angekommen.
So haben wir gestern – leider in strömendem Regen, der absolut nicht aufhören wollte – unsere Quitten geerntet. Das ist das Obst, das als letztes im Jahr reif wird und einen guten Schnaps ergibt. Es hängen zwar auch noch einige Himbeeren an den Sträuchern, aber die werden nicht mehr zu Likör verarbeitet, die naschen wir immer schon im Vorbeigehen.

Ein besonderes Hallo sagten uns zwei neue Haustiere. Wir hatten schon Hasen, eine Schlange und viele Mäuse bei uns. Die Erdhamster fressen sich ihre Bäuche ja sowieso immer bei uns voll. Aber Kröten hatten wir noch nie. Die siedeln sich eher bei den Nachbarn an, die einen Teich haben. Dass sie bei uns in die mittlerweile grün gewordenen Reste des Chlorwassers in der großen Badewanne gesprungen sind, kann nur ein Irrtum gewesen sein. Mit Hilfe zweier Nachbarn hat mein Mann die beiden eingefangen und zu einem nahegelegenen Teich gebracht, wo sie alles finden, was sie brauchen.

Tornado über Kiel

“Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen”, lautet eine alte Volksweisheit. Und sie stimmt. Nicht nur, dass unser Schiff durch einen Getriebeschaden  manövrierunfähig wurde, gestern gab es auch noch einen Tornado über Kiel, dem wir knapp entgingen.  Während wir die Stadt wieder Richtung Hamburg verließen, wo unser Schiff noch immer festsitzt, bauten sich mächtige, dunkelgraue Wolkentürme auf, die mit Regen und Sturm übers Land zogen. An der Kiellinie wütete die heftige Windhose, packte unvermittelt Menschen, riss sie in die Höhe und schleuderte sie viele Meter durch die Luft. Mehrere Verletzte sind zu beklagen.

Wir haben also einiges zu erzählen.  😀

Buskreuzfahrt statt Flusskreuzfahrt???

Lübeck

Wir sitzen ja bekanntlich wegen eines Triebwerkschadens in Hamburg fest. Die Reederei versucht nun uns mit Busausflügen bei Laune zu halten, was natürlich kein adäquater Ersatz ist. Die ersehnte Fahrt durch den Nordostseekanal, den wir unbedingt sehen wollten, kann nichts ersetzen.  Durch die Bustransfers vergeht viel Zeit, dadurch komme ich kaum zu meinem Blog.

Lübeck zählte gemeinsam mit Hamburg, Rostock,  Bremen,  Stralsund… zu den Hansestädten. Den Reichtum zeigte man gerne und offen. Die mächtigen und teilweise monströsen Häuser mit ihren üppigen Fassaden zeugen noch heute davon. Das im 15. Jahrhundert errichtete Holstentor ist das Wahrzeichen der Stadt. Bürgerhäuser aus dem 14. Jahrhundert sind keine Seltenheit.  Auch Gaslaternen findet man noch.


Neben vielen besonderen Fassaden, die teilweise weit über die obersten Stockwerke hinausgehen, wurde in der Hanse auch auf detailverliebte Gestaltung viel Wert gelegt. Das zeigen etwa die Türschnallen der Marienkirche.
Natürlich kann man Lübeck nicht verlassen ohne Marzipan (erstmals um 1530 urkundlich erwähnt) gegessen oder/und gekauft zu haben. Auch wenn man Marzipan nicht so besonders mag, lohnt es sich welches zu kosten.


Travemünde

Ein letztes Aufflammen des Sommers konnten wir am Strand von Travemünde genießen, wo der ältesteste Leuchtturm Deutschlands (erbaut 1539) zu finden ist,

 

Das Schiff sitzt fest

Jetzt steht es fest: Das Schiff hat einen Getriebeschaden.  Wir werden nicht über Hamburg hinauskommen und damit den von uns so sehnsüchtig erwarteten Nordostseekanal – diesmal zumindest – nicht durchfahren.

Die gestrige Stadtrundfahrt zeigte uns das moderne Hamburg, wie etwa die Elbphilharmonie, aber auch, welche unfassbar großen Containerschiffe heute unsere Waren durch die Welt transportieren. Die großen beinhalten bis zu 20.000 Container. Da alles mittlerweile computergesteuert be- und entladen wird, sind auf diesen Hochseeriesen nur knapp 20 Seeleute notwendig.

Der Hamburger Hafen ist der drittgrößte Europas und wächst immer weiter. 

 

 

Der alte Elbtunnel, mittlerweile ein Wahrzeichen der Stadt, wurde in den letzten Jahren liebevoll renoviert. In der bereits fertiggestellten Oströhre wurden 360.000 Fliesen verlegt.
Er darf nur mehr von Fussgänger/Innen und Radfahrer/Innen benutzt werden. Errichtet wurde er vor 110 Jahren um 10 Millionen Goldmark. Die 4 großen Aufzüge haben eine Tragkraft von 130 Personen. Die Tunnellänge beträgt 426 Meter, der Durchmesser der Röhren 5,64 m. Es lohnt sich ein Besuch!

 

 

Sand im Getriebe

Gestern Abend gings schon los mit den Pannen, denn eigentlich hätten wir um 18 Uhr 45 durch das einzigartige Schiffshebewerk Scharnebeck fahren und mit dem Aufzug 38 Meter in die Tiefe befördert werden sollen. Der Andrang vor der Schleuse war aber so groß, dass wir erst gegen 1 Uhr morgens drankamen. Das Warten hat sich zwar gelohnt, denn die Anlage ist faszinierend, aber auf den Nieselregen, der uns dabei begleitet hat, hätten wir doch gerne verzichtet. Nach einer dementsprechend kurzen Nacht fuhren wir morgens über die Elbe Richtung Hamburg, als wir in den Salon gebeten wurden, weil der Kapitän eine Mitteilung zu machen hatte. Außerplanmäßige Mitteilung sind, wie wir alle aus Erfahrung wissen, selten gute Nachrichten. So war es auch heute, denn der Kapitän erklärte uns, dass unser Schiff einen Getriebeschaden hätte und eine Weiterfahrt durch den Nordostseekanal dadurch nicht möglich wäre. Das war ein Schock für uns, denn wir genießen zwar die gesamte Reise, aber die Fahrt durch den NOK war immer unser Hauptziel. Und das fällt nun aus. Die Reederei bietet uns nun morgen zwar einen netten Ausflug nach Lübeck an, aber das ist keinesfalls ein Ersatz für die ursprüngliche Route. Mal sehen, wie es weitergeht.

Weiter gehts Richtung Hamburg

Das Internet in dieser Gegend ist leider nicht das Beste. Daher braucht jeder Beitrag, den ich hochlade, sehr viel Zeit und ich viel Geduld.
Darum gebe ich nur einen Überblick in aller Kürze: Von Potsdam fuhren wir weiter nach Braunschweig und Wolfsburg und am nächsten Tag nach Lüneburg. Zahlreiche beeindruckende Schleusen haben wir dabei passiert, aber darüber berichte ich noch gesondert.

Die Innenstadt Braunschweigs ist geprägt von zahlreichen, schönen und gut erhaltenen Fachwerkhäusern.
Die Quadriga auf dem Braunschweiger Residenzschloss ist mit fast 26 Tonnen und einer Höhe von über 9 Metern die größte in ganz Europa.

Aber auch die moderne Architektur hat hier ihren Platz, denn in Braunschweig findet man das weltweit einzige Happy-Rizzi-House.

Wolfsburg bei Nacht

Wolfsburg ist bekanntermaßen DIE Autostadt und eine wohlhabende Stadt. 2010 etwa verzeichnete man hier das höchste Bruttoinlandsprodukt pro Person aller deutschen Städte.

 

 

Lüneburg

ist durch die Salzvorkommen schon früh zu Reichtum gekommen, was sich heute noch in der wunderschönen Altstadt widerspiegelt.

 

 

 

Das schwangere Haus in Lüneburg

Absolut einzigartig ist auch das schwangere Haus. Die Mischung aus Gips und Anhydrit, die man damals als Kalkmörtelersatz benutzte, nimmt Feuchtigkeit auf, dehnt sich aus und bläht somit die Wände auf.

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Und nun gehts durch das größte Schiffshebewerk Scharnebeck (38 Meter werden hier die Schiffe gehoben oder abgesenkt) und danach weiter nach Hamburg.